September 13 – Es ist schon eine skurrile Situation: Während die Nachrichtenagentur dpa und tagesschau.de über Explosionen auf dem ukrainischen Donau-Ufer und Abstürze russischer Drohnen auf der rumänischen Seite des Flusses berichten, verbringen wir nichtsahnend einen friedlichen Tag im Donau-Delta und genießen die ruhige Atmosphäre in dem riesigen Biosphärenreservat. Schauen den Fischern zu, die unbeirrt ihre Reusen auf dem Grenzfluss ausbringen. Lassen uns von der frühmorgendlichen Nebelstimmung einfangen, während Seidenreiher, Pelikane, Schwäne oder Seeadler erwachen und ihre „Tagesgeschäfte“ beginnen.
Wir besuchen „lost places“ im Donaudelta, wo die Industrialisierungspläne fallen gelassen wurden, nachdem das Areal zum Schutzgebiet wurde. Wir steigen in Camps aus, die das Basislager für die harte Arbeit der Donau-Fischer sind. Und lassen uns den gefangenen Stör und Wels schmecken, als wir mittags bei einer Familie in St. Gheorghe zum Lunch einkehren. Fischbrötchen auf rumänische Art.
Nachtrag: Am nächsten Tag erfahren wir, dass in den rumänischen Donau-Gemeinden, in denen wir gerade weilen, am Abend probeweise Luft-Alarm per SMS ausgelöst wurde, weil unklar war, was es mit den russischen Drohnen auf sich hatte. Die Menschen hier scheint das gar nicht zu beeindrucken. Für sie ist der Ukraine-Krieg offenbar genauso weit weg wie für uns in der Heimat in Deutschland – obwohl sich einzelne Angriffe der Russen bisweilen nur wenige Kilometer entfernt von hier abspielen – neben einer vermeintlichen Oase des Friedens.