Oktober 07 – Wie in den Dolomiten! Nur dass die Täler im albanischen Nationalpark Theth (Parku Kombëtar Thethi) ein bisschen tiefer sind als beim italienischen Vorbild. Die Natur erscheint wilder. Die Bergwelt kommt einsamer daher – wenn man sich nicht auf den ausgetretenen Pfaden bewegt. Schon 1968 wurde das Areal im sozialistischen Albanien unter Schutz gestellt. Und wegen seiner Unzugänglichkeit blieb das Hochtal ziemlich lange unter dem Radar der Touristen, so dass es nicht überrannt wurde.
(Erst) Seit dem Herbst 2021 führt eine Asphaltstraße in das abgelegene Tal und hat dem Bergdorf Theth zu einer Popularität verholfen, die es zuvor nur für Offroad-Fans und Geländewagen-Freaks hatte. Wo vorher allenfalls ein Dutzend Gästehäuser Quartiere boten, ist die Zahl nunmehr auf 3000 Betten explodiert. Und auch die reichten in diesem Sommer an manchen Wochenenden kaum aus, um alle Besucher unterzubringen, berichten die Hoteliers.
Der (Massen-)Tourismus boomt. Und Blogger sowie die sozialen Medien haben Theth in den Fokus genommen, so dass man an den leicht erreichbaren Sehenswürdigkeiten wie der Dorfkirche, dem Grunas-Wasserfall, dem Blutrache-Turm oder dem Blue Eye-See (Syri i Kaltër) während der Hauptsaison niemals mehr allein ist.
Dass am Grunas-Wasserfall mittlerweile ein Gratis-WiFi-Hotspot steht, damit die Instagram-Jünger ihre Posts noch vor Ort absetzen können, sagt wohl einiges.
Auch auf den Trails zwischen Theth und dem benachbarten Valbona-Tal herrscht bis weit in den Herbst hinein Volkswandertag-Stimmung. Kaum verlässt man aber die wenigen populären Wege, springt einen die Einsamkeit der „Verdammten Berge“ – das ist die schlichte Übersetzung für das Prokletije-Gebirge – förmlich an.
Andererseits wird überall in den sieben Ortsteilen von Theth gebaut, um neue Unterkünfte für Gäste zu schaffen. Statt mühsam Berg-Landwirtschaft zu betreiben, setzen die Bewohner jetzt auf den Tourismus. Auch das ist genauso wie in den Dolomiten.